Wenn Schweizer Unternehmen Auszubildende zum Crashkurs Kunst schicken

Wenn Schweizer Unternehmen Auszubildende zum Crashkurs Kunst schicken

Eine Etikette-Regel, die bei Praktikanten nicht beliebt ist: Keine Sportkleidung am Arbeitsplatz. swissinfo.ch

Einige Unternehmen in der Schweiz möchten ihren Auszubildenden beibringen, sich im beruflichen Umfeld angemessen zu verhalten. Ausbildungseinrichtungen gehen davon aus, dass eine solche Ausbildung für die jüngeren Generationen immer notwendiger wird.

Dieser Inhalt wurde am 19. Juli 2023 veröffentlicht


SRF

„Du kannst Parfüm verwenden, aber nicht zu viel“, sagt der Malerlehrling. Es beantwortet eine Frage des Lehrers an die Klasse, ob Deodorant und Parfüm im praktischen Alltag geeignet sind. Der Auszubildende meint: „Du sollst gut und angenehm riechen.“

Deodorant und Parfüm haben äußerlich nichts mit dem Beruf des Malers zu tun. Der Basler Maler Marcel Fischer schickte jedoch alle elf seiner Lehrlinge zu einem Etikette-Kurs am Arbeitsplatz.

Anzahl der ersten Eindrücke

„Unsere Etikette bestimmt, wie wir aus der Außenperspektive auftreten“, sagt Domenico Forastefano, stellvertretender Geschäftsführer des Farbenunternehmens. „Wenn einer unserer Mitarbeiter mit unserem Marken-T-Shirt in der Straßenbahn fährt, wirkt sich dies auf unseren Ruf aus, ob das gut ist oder nicht. Wichtig ist auch, ob sich der Mitarbeiter gegenüber den Kunden höflich und respektvoll verhält.“

Forastefano möchte das wiederbeleben, was er für grundlegende Prinzipien hält: „Werte, die wir in der vorherigen Generation möglicherweise stärker getestet haben.“

Viele junge Menschen seien heute mit den Verhaltensregeln weniger vertraut, sagt Christian Ridder von der Ausbildungsorganisation fit4school. Dies merkte er bei der Arbeit mit verschiedenen Berufsausbildungsprogrammen, weshalb sich die Ausbildungsstätte dazu entschloss, Etikette-Kurse in ihr Programm aufzunehmen.

„Jungen Menschen fehlen oft Bezugspunkte“, sagt Reeder. Früher waren Vorgesetzte besser gekleidet als ihre Mitarbeiter. In gewisser Weise erleichterte dies jungen Menschen den Blickkontakt mit der Autoritätsperson. Flache Hierarchien können verwirrend sein. Als Beispiel nennt er die Umstellung auf eine weniger formelle Sprache bei der Ansprache von Vorgesetzten am Arbeitsplatz. Früher sprachen Mitarbeiter ihre Vorgesetzten oft mit „Herr“ oder „Sir“ an, doch in einer flachen Hierarchie gilt dies nicht mehr unbedingt.

wachsendes Interesse

„Unternehmen reagieren auf einige Unsicherheiten bei ihren Praktikanten“, sagt Marc Scherer. Er ist bei der Handelskammer des Kantons Basel für die Ausbildung verantwortlich und erhält viele Anfragen von Unternehmen, die Lehrlinge ausbilden.

„Oft handelt es sich um alltägliche Beispiele“, sagt er. Nicht im Trainingsanzug zur Arbeit kommen, morgens die Kollegen freundlich begrüßen, am Ende des Arbeitstages den Computer ausschalten und so weiter.

Manchmal ist die Hilfe eines externen Experten erforderlich. Er nahm Kontakt zu „fit4School“ auf, deren Kurs später großes Ansehen genoss. „Wir haben mit einer Nachfrage gerechnet, aber nicht mit einer so hohen Nachfrage“, sagt Scherer.

Rieder sagt, dass die Kurse bei Unternehmen in der ganzen Schweiz beliebt seien. Konkrete Zahlen zu den Teilnehmerzahlen kann er allerdings nicht nennen, da der Kurs gerade erst angeboten wird – und man von der Nachfrage überrascht ist.

Er teilt jedoch einige Gedanken darüber mit, welche Punkte der Etikette bei den Kadetten, die den Kurs belegen, besser ankommen als andere:

Unbeliebte Etikette-Regeln:

  • Im professionellen Umfeld gibt es keine Trainingsanzüge oder Jogginghosen.
  • Vermeiden Sie Ablenkungen durch Ihr Smartphone. Der Ton des Smartphones muss stummgeschaltet und die Vibrationsfunktion ausgeschaltet sein.
  • Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit.
  • Slang hat an einem professionellen Arbeitsplatz keinen Platz.
  • Vermeiden Sie Textabkürzungen wie omg (oh mein Gott), sry (sorry) oder thx (danke), die als unprofessionell gelten. Bewusstes Schreiben von Wörtern und Bilden vollständiger Sätze.

Weitere gängige Etikette-Regeln:

  • Stellen Sie bei der Begrüßung von Menschen Augenkontakt her.
  • Begrüßen Sie Ihr Gegenüber mit Namen.
  • Verabschieden Sie sich immer höflich.
  • Kein aufdringlicher Duft oder Aftershave.
  • Behandeln Sie Kollegen und Kollegen mit Respekt.

Aus dem Deutschen übersetzt von Alexandra Andrist. SWI swissinfo.ch

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