Mindestens 90 Mitglieder des Schweizer Parlaments haben den Gesundheitssektor verteidigt
Nach den USA hat die Schweiz die zweitteuerste Gesundheitsversorgung der Welt. Die vom Gesundheitsminister vorgeschlagenen Reformen zur Kostensenkung haben über viele Jahre hinweg nicht viel gebracht. Letzte Woche sind die durchschnittlichen Prämien der obligatorischen Krankenversicherung auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt gestiegen. Eine Untersuchung der SonntagsZeitung (NZZ) hat diese Woche 90 Parlamentarier aufgedeckt, die als Lobbyisten für den Gesundheitssektor agieren, berichtete RTS.
Zusätzlich zur breiten parlamentarischen Unterstützung gibt es 23 echte Gesundheitslobbyisten, die offen im Namen von Gruppen des Gesundheitssektors wie Krankenhäusern, Interessengruppen von Ärzten und Organisationen zur Interessenvertretung von Arzneimitteln arbeiten. Um als echter Lobbyist zu gelten, ist eine formelle Genehmigung einer offiziellen Organisation in der Branche erforderlich.
Die parlamentarische Unterstützung für Sektoren variiert je nach Parteizugehörigkeit. Mitglieder der Schweizerischen Volkspartei (SVP/UDC), der PLR/FDP und der Zentrumspartei unterstützen eher den Krankenversicherungs- und Pharmasektor, während Mitglieder der Sozialistischen Partei eher Ärzte und Krankenhäuser unterstützen.
Die 90 gewählten informellen Lobbyisten stellen 45 % der 200 Sitze im Schweizer Parlament, dem sogenannten Nationalrat. Laut NZZ ist dieses Phänomen weder neu noch ein automatisches Problem. Das Schweizer System, das aus Teilzeit-Parlamentariern besteht, bringt ein gewisses Maß an wirklich globaler Erfahrung in die Führung des Landes ein. Allerdings heißt es in dem Bericht, dass der Druck aus dem Gesundheitssektor ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht habe, das die Reform offenbar behindere. Versuche, Kosten und Versicherungsprämien zu senken, scheiterten in den letzten Jahren.
Die Zeitung weist auch auf die mangelnde Transparenz hinsichtlich der Belohnungen der Lobbyisten hin.
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