Der Arbeitskräftemangel in der Schweiz hat Arbeitslose unter Druck gesetzt, ihre Karriere zu ändern
Im internationalen Vergleich sind die Arbeitslosenentschädigungen in der Schweiz grosszügig – in der Regel 70% des Lohns. Sie beinhalten jedoch strenge Anforderungen an die Empfänger, um nachzuweisen, dass sie an den Verfahren teilnehmen, die als notwendig erachtet werden, um eine Beschäftigung zu finden. Angesichts der Rekordzahlen an Stellenangeboten werden einige nun unter Druck gesetzt, ihre Karriere zu ändern, berichtet RTS.
Gemäss einem Bericht gibt es in der Schweiz über 100’000 offene Stellen. Unterdessen gab es Ende Dezember 2022 etwa 96.941 Arbeitslose (registrierte Arbeitssuchende), eine Zahl, die noch höher steigt, wenn sie auf der Grundlage der ILO-Definition von Arbeitslosigkeit berechnet wird – 212.000 (Q3 2022).
Es gibt viele Gründe, warum offene Stellen und Arbeitslosigkeit nebeneinander existieren. Die eine ist die friktionale Arbeitslosigkeit – die Zeit, die es braucht, um einen Job zu beenden und eine andere zu beginnen, schafft eine natürliche Lücke, und die andere ist die geografische und sprachliche Ungleichheit – eine offene Stelle in Zürich passt möglicherweise nicht zu jemandem, der in Genf lebt. Diskriminierung, insbesondere aufgrund des Alters, ist ein weiteres Problem.
Es besteht jedoch auch ein Missverhältnis zwischen den beruflichen Fähigkeiten und Präferenzen von Arbeitssuchenden und den von Arbeitgebern nachgefragten Fähigkeiten. Zu den Bereichen, die derzeit unterbesetzt sind, gehören das Gesundheitswesen, das Gastgewerbe und elektrische Dienstleistungen. In diesem Zusammenhang üben offizielle Arbeitsämter, Agenturen, die Arbeitslosengeld bearbeiten und bei der Einstellung helfen, Berichten zufolge Druck auf einige ihrer Registranten aus, einen Wechsel ihrer Arbeitsstelle in Erwägung zu ziehen. Und in bestimmten Fällen ist diese Praxis erlaubt.
Nach zwei erfolglosen Jahren der Arbeitssuche wurde einer arbeitslosen Kosmetikerin in Lausanne von einem örtlichen Arbeitsamt die Möglichkeit einer Ausbildung für eine Stelle im Gesundheitswesen angeboten, berichtet RTS. Zuerst sagte die Frau, sie sei nicht interessiert. Aber mit der Zeit fiel es mir schwer, nein zu sagen. Sie sagte, wiederholte Ablehnungen könnten als unkooperativ angesehen werden und zu Strafen führen. Wer sich nicht an die Regeln des Arbeitsamtes hält, riskiert schließlich den Verlust seiner Arbeitslosenversicherung.
Die Rechtslage ist nicht gerade. Grundsätzlich muss eine arbeitslosenversicherte Person eine angebotene Arbeitsstelle annehmen, mit einigen Ausnahmen, wie z. B. nicht der Tätigkeit angemessene Entlohnung, ein zu weit vom Wohnort entfernter Arbeitsort oder andere als ungeeignet erachtete Bedingungen. Doch was ein Arbeitssuchender für ungeeignet hält, kann von der Definition des Arbeitsamtes abweichen.
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